Naturschutzprojekt Felis-Lupus
Wolf, Wildkatze & Luchs in Thüringenlogo

Wolf (Canis lupus)

Zu Unrecht gehasst, gehetzt, gejagt ... und nun kommt er zurück (Nachweis für Thüringen v. 01.11.2013)

In seinem komplexen Sozialverhalten steht der Wolf dem Menschen sehr nahe. Der Wolf gilt als scheu und ist für den Menschen ungefährlich. Manche Jäger sehen in ihm einen faszinierenden "Mitjäger". Der Wolf war einst ein wichtiger Wegbegleiter des Menschen und legte den Grundstock für alle Hunderassen.

Der Wolf, wie auch der Mensch, haben seit zehntausenden von Jahren Phasen unterschiedlichster Anpassungen an Warm- und Kälteperioden durchlebt. Beide waren auch seit je her wichtiger Teil des komplexen ökologischen Systems in dem sie miteinander koexistierten. Anders als der Mensch jedoch, konnte der Wolf seine Beute nie ganz ausrotten (z.B. Ur, Wisent, Wildpferd). Auch historisch bekannte "Wolfsplagen" waren letztlich in Folge anthropogener Einflüsse entstanden (z.B. 30-jähriger Krieg). 

Bis zum Ende des 19. Jh. wurde der Europäische Grauwolf auch in Thüringen für allerlei Übel verantwortlich gemacht, als gewalttätige Bestie verunglimpft, dafür gnadenlos verfolgt und schließlich ausgerottet (vgl. auch: Wölfe in Thüringen. Rudolstädter Heimathefte 2002, Bd. 48, Hft. 1/2). So auch in der Gegend um Jena. Überhaupt scheint gerade die Region um Jena an Wölfen reich gewesen zu sein (Sonderdruck Jenaer Volksblatt, 1909-1920, S. 13).

Noch in den 1970er und 1980er Jahren kam es auf dem Gebiet der damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und in den alten Bundesländern (BRD) zu vereinzelten Abschüssen.

Seit 2000 gibt es in Ostdeutschland erstmals wieder reproduzierende Wolfsbestände. Heute sind es nach aktuellen und bestätigten Angaben 24 Rudel bzw. Wolfspaare und 3 territoriale Einzelwölfe mit insgesamt 150-200 Individuen (Wolfsbüro Lausitz, Stand: Juli 2013). Das Hauptverbreitungsgebiet liegt in Sachsen und Brandenburg, darüber hinaus auch in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, ferner in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Der erste amtlich bestätigte Wolfsnachweis (einzelner Wolf) aus Thüringen stammt vom 01.11.2013 südlich von Jena. 

Vereinzelte Wolfsnachweise und -sichtungen in den westlichen Bundesländern und Dänemark zeugen von einer hohen Mobilität und großer Bewegungsfreudigkeit ostdeutsch-westpolnischer (z.B. Wolf von Thy, DK), aber auch italienischer Wölfe (z.B. Wolf vom Westerwald, BRD).

Die Tageslaufleistung des Wolfes beträgt 30 bis 75 km. Die mit GPS dokumentierte Laufstrecke des Rüden Alan (MT3) aus dem sog. Nochtener Rudel erbrachte innerhalb von 6 Monaten (im Jahre 2009) eine Laufleistung von rund 1550 km, von Ostdeutschland, durch ganz Polen, über Litauen bis Weißrussland.

Die nächstgelegenen Wolfsvorkommen (Altengrabower und Annaburger Heide) liegen ca. 100 km nordöstlich des Saale-Holzlandes, darum muss jederzeit mit der Ankunft und der festen Etablierung von Wölfen auch in unserer Region gerechnet werden. Die Lebensbedingungen im Saale-Holzland sind für den Wolf nahezu ideal.

Aufgrund dieser Tatsache und aufgrund der günstigen naturräumlichen Bedingungen zählt Thüringen - wie einige andere Bundesländer auch - zu den sog. "Wolfserwartungsländern". Das Saale-Holzland bildet, aufgrund seiner überregional bedeutsamen Lage (vgl. Karten) und als naturräumliches Bindeglied zwischen den Mittelgebirgen (u.a. Harz, Fichtelgebirge, Thüringer Schiefergebirge, Thüringer Wald) mit ausgedehnten Waldflächen als Rückzugsgebieten und den weitläufigen Heidegebietslandschaften im Norden und Osten, einen idealen und besonders schützenswerten Lebensraum für eine Vielzahl von Lebewesen, ganz besonders aber für den Wolf. Nach derzeitigem Kenntnisstand über die Wolfs-Ausbreitungswege gilt Thüringen als ein potentielles Verpaarungsgebiet der Deutsch-Westpolnischen- und Alpen-Population !

Um diesen besonderen Lebensraum langfristig für unsere "Heimkehrer" zu schützen, braucht es Grundlagen und Daten über Vorkommen, Populationsentwicklung und Verbreitung. Deshalb sammeln wir alle verfügbaren Informationen (Monitoring) und werten diese mittels Datenverarbeitung aus. Darüber hinaus engagieren wir uns für eine sachliche Aufklärung aller Beteiligten (Jäger, Nutztierhalter, Behörden, Naturschutzverbände), sowie die Umsetzung eines Bundeswildwegeplanes für die nachhaltige Vernetzung von Naturräumen, wie er bereits durch den NABU forciert wird !

Heute gelten der illegale Abschuss bei der Jagd und Unfälle im Straßenverkehr als hauptsächliche unnatürliche Todesursachen des Wolfes in Deutschland! (für den Zeitraum 2011/2012 weisen verschiedene Statistiken weiterhin einen ungewöhnlich hohen Zahlenwert für tödliche Wildtierunfälle auf: so wurden auch im vergangenem Jahr ca. 230.000 Wildtiere völlig unnütz auf deutschen Straßen getötet!). Hier gilt es unbedingt: langfristig Maßnahmen für einen umfassenden Schutz für unsere Wildtiere, insbesondere aber für unsere Wölfe zu entwickeln und umzusetzen.

 

Wir setzen uns ein für eine gemeinsame konfliktarme Zukunft von Wolf & Mensch in unserer Region !

Der aktuelle Managementplan für Wölfe in Thüringen (Download, PDF, Stand: 08. Mai 2013)

 

Wolf - Ansichten

Canis Lupus im geschnürten Trab (hinterer Lauf steigt in die Spur des vorderen Laufes der selben Seite) - alle Läufe in einem Moment fast gänzlich ohne Kontakt zum Boden ! (Wildgatter Rabenstein, Sachsen, Foto: S. Tamás). Man beachte unbedingt die augenscheinliche Ähnlichkeit des Wolfes zu einem Goldschakal (Canis aureus), Tamaskan, Schäferhund, Saarlooswolfhund oder zu einem tschechoslowakischen Wolfshund (Verwechslungsgefahr !).

Canis Lupus beim Drehen nach rechts - der hintere rechte Lauf bildet den Drehpunkt, der vordere linke Lauf schiebt nach rechts (Wildgatter Rabenstein, Sachsen, Foto: S. Tamás).  

Canis Lupus von hinten - mit Blick auf den Rücken - man beachte den verhältnismäßig großen Kopf (Wildgatter Rabenstein, Sachsen, Foto: S. Tamás).

Canis Lupus von hinten - mit Blick auf Rumpf und auf die linke Flanke (Wildgatter Rabenstein, Sachsen, Foto: S. Tamás).

Canis Lupus im geschnürten Trab - die vergleichsweise hohen Gliedmaßen sorgen für einen effizienten federnden, fast "fliegenden" Gang (Wildgatter Rabenstein, Sachsen, Foto: S. Tamás).

Canis Lupus - Blick auf die linke seitliche Front und auf die linke Flanke - beachtenswert sind die "Hochbeinigkeit" und der raumgreifende Gang. Das Haupt und die Rute liegen tief (Wildgatter Rabenstein, Sachsen, Foto: S. Tamás).

Canis Lupus - Blick auf die linke Seite - das Haupt und die Rute liegen tief (Wildgatter Rabenstein, Sachsen, Foto: S. Tamás).

 

 

Skelettschädel von Wildschwein (links) und Wolf (rechts) im direkten Größenvergleich (ausgewachsen).

 

 

Nachweise und Dokumentation von Wolfsspuren

 

Einer von drei Wölfen bei der Querung in ca. 200m Entfernung. Aufgenommen am 27.01.2013 von Jos de Bruin bei einer gemeinsamen Exkursion im Revier Nochten (Muskauer Heide, Lausitz).


Ein weiterer von drei Wölfen bei der Querung in ca. 200m Entfernung. Aufgenommen am 27.01.2013 von Jos de Bruin bei einer gemeinsamen Exkursion im Revier Nochten (Muskauer Heide, Lausitz).


Wolfsspur im Schnee, sog. geschnürter Trab, unverwechselbares typ. Trittmuster eines Wolfes. Hinterpfote steigt in Trittsiegel der Vorderpfote der selben Körperseite. Aufgenommen am 27.01.2013 im Revier Nochten (Muskauer Heide, Lausitz).


Trittsiegel zweier Wölfe vereint zu einer Spur. Laufeffektivität im Schnee spart kostbare Kraftreserven. Aufgenommen am 27.01.2013 im Revier Nochten (Muskauer Heide, Lausitz).


Stephan Kaasche bei der Dokumentation einer typ. Wolfsspur (geschnürter Trab) als Nachweis für einen Wolfswechsel. Aufgenommen am 27.01.2013 im Revier Nochten (Muskauer Heide, Lausitz).


Stephan Kaasche beim Vergleich zwischen Trittsiegel eines Wolfes (Gipsabdruck) und dem Pfotenabdruck seines Hundes. Aufgenommen am 27.01.2013 im Revier Nochten (Muskauer Heide, Lausitz).


Spuren einer Querung von zwei Wölfen. Lübtheener Heide vom 19.08.2013 (Grenze des TÜP rechts im Bild). Blick nach Norden. Genauste Dokumentation vor Ort ermöglicht hohe Wahrscheinlichkeiten bei der eindeutigen Zuordnung von Spuren nach den sog. SCALP-Kriterien (siehe auch > Verbreitung).


Spuren einer Querung von zwei Wölfen (hier Spur 2, neben der eines Wildschweines). Lübtheener Heide vom 19.08.2013.


Spuren einer Querung von zwei Wölfen (hier Spur 2, neben der eines Wildschweines). Lübtheener Heide vom 19.08.2013.


Spuren einer Querung von zwei Wölfen (hier Spur 1). Lübtheener Heide vom 19.08.2013.


Spuren einer Querung von zwei Wölfen (hier Spur 1). Lübtheener Heide vom 19.08.2013.


Spuren einer Querung von zwei Wölfen. Lübtheener Heide vom 19.08.2013 (Grenze des TÜP links im Bild). Blick nach Süden.


Fellhaar eines Wolfes (?) an einem Ast (nach einer Querung von zwei Wölfen von einem Waldfahrweg ins Unterholz). Lübtheener Heide vom 19.08.2013. Blick nach Westen.


Das Erkennen und Zuordnen von Spuren sind das A & O der Dokumentation von Wolfsvorkommen. Hier bei einer gemeinsamen Exkursion während einer WoBo-Schulung zusammen mit Markus Rudolf (NABU-Wolfsbeauftragter des Landes Meck-Pomm). Lübtheener Heide vom 18.08.2013 (an der Grenze des TÜP).


Das Erkennen und Zuordnen von Spuren sind das A & O der Dokumentation von Wolfsvorkommen. Entscheidend dabei sind Größe, Form, Abstand und Spurverlauf. Hier bei einer gemeinsamen Exkursion während einer WoBo-Schulung zusammen mit Markus Bathen (NABU-Wolfsexperte). Lübtheener Heide vom 18.08.2013 (an der Grenze des TÜP).


Auch andere Wildtierspuren wie hier vom Wildschwein zeigen große Variationen und geben Aufschluss über individuelles Bewegungsverhalten. Hier bei einer gemeinsamen Exkursion während einer WoBo-Schulung zusammen mit Markus Bathen (NABU-Wolfsexperte). Lübtheener Heide vom 18.08.2013 (an der Grenze des TÜP).


Wolfslosung, in der Regel mit typ. Resten von unverdauten Zähnen, Knochen, Hufschalen und Fellbestandteilen. Eine zweifelsfreie Bestimmung erfolgt via DNA-Analyse im Labor (Senckenberg-Museum, Görlitz). Aufgenommen am 27.01.2013 im Revier Nochten (Muskauer Heide, Lausitz).


 

Dokumentation einer Wolfslosung mittels GPS-Kartierung, Nachweisfoto, Beschreibung und Vermessung. Aufgenommen am 27.01.2013 im Revier Nochten (Muskauer Heide, Lausitz).


Stephan Kaasche zeigt eine Wolfslosung aus gänzlich unverdauten Fellresten eines Wildschweins. Aufgenommen am 27.01.2013 im Revier Nochten (Muskauer Heide, Lausitz).


Häufig sind Wolfslosungen an dem typ. Geruch zu erkennen (hier Wolfexperte Jos de Bruin in Aktion - nicht zur Nachahmung empfohlen!).


Frisch abgesetzte Losung eines Wolfes. Lübtheener Heide vom 18.08.2013 (an der Grenze des TÜP).


Sicherung einer frisch abgesetzten Losung eines Wolfes für die genetische Analyse. Hier bei einer gemeinsamen Exkursion während einer WoBo-Schulung zusammen mit Markus Bathen (NABU-Wolfsexperte). Lübtheener Heide vom 18.08.2013 (an der Grenze des TÜP).


Sicherung eines Stückes einer frisch abgesetzten Losung eines Wolfes für die genetische Analyse.  Lübtheener Heide vom 18.08.2013 (an der Grenze des TÜP).


Sicherung einer frisch abgesetzten Losung eines Wolfes für die genetische Untersuchung (links in Alkohol) und für eine Nahrungsanalyse (rechts in der Tüte). Lübtheener Heide vom 18.08.2013 (an der Grenze des TÜP).


Sicherung einer frisch abgesetzten Losung eines Wolfes für die genetische Untersuchung (hier in Alkohol). Lübtheener Heide vom 18.08.2013 (an der Grenze des TÜP).


Spurensuche. Ortstermin nach unbestätigter Sicht-Meldung zu einem Wolf in der näheren Umgebung von Jena (Thüringen).


Fellhaar-Spuren am Gestrüpp als Hinweis auf Wildwechsel; hier bei Ortsbegehung nach einer unbestätigten Sicht-Meldung zu einem Wolf in der näheren Umgebung von Jena (Thüringen).


Sicherung von Fellhaaren; hier bei Ortsbegehung nach einer unbestätigten Sicht-Meldung zu einem Wolf in der näheren Umgebung von Jena (Thüringen). Jedes noch so kleine Indiz wird gesichert und in diesem Falle zur genetischen Analyse in das TLUG bzw. in das Labor für Wildtiergenetik (Senckenberg-Institut) überstellt.
 

 

Ausführliche Informationen zur Art, zu Population und Verbreitung des Wolfes finden Sie hier!